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Es werden Posts vom November, 2020 angezeigt.

Nackter Mann mit Frettchen an der Leine. Von Linda Wallner-Topf

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Foto: Volker Weihbold Ohne Abstand, sogar nackt in großen Rudeln zusammen sein?! Geht das? Ja, das ging. Vor zwanzig Jahren durfte ich Teil und Augenzeugin einer – nennen wir es mal besonderen Freizeitaktivität – werden, die ich jetzt NUR und AUSSCHLIESSLICH deshalb vermisse, weil ich in der Quarantänehochburg sitze. Dritter Stock, zwölf Tage ohne Ausgang. Die Erinnerung, die im Übrigen bloß konstruiert ist, spuckt mir einen inneren Farbfilm aus, der unspektakulär beginnt. Spielbuseinsatz an einem Samstag im Sommer. Sagen wir Juli. Ein Kollege und ich steuern das große Gefährt in Richtung Alkoven. Das heutige Ziel: ein kleiner Privatsee in einem FKK-Areal. Das jährliche Sommerfest soll auch den Kindern in dieser Anlage ein Highlight sein. Nackt sein können sie eh schon die restlichen 364 Tage. Heute also nackt mit Hüpfburg. Einchecken wie immer: Hallo, hier wären wir! Etwas irritiert von so viel Nacktheit im Café, im Shop, im Gemeinschaftsbereich. Gänzlich unbekleidet am Fahrrad

I THINK WE’RE ALONE NOW. Von Martin Fritz

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der plan für heute: baden im fluss und paul preciado lesen, später dann queere countrymusic hören, gin tonic trinken und sister act schauen, während draußen das gewitter niedergeht aka exakt meine vorstellung des objektiv guten lebens. so habe ich das einmal schon fast vorher geschrieben, dann aber natürlich doch erst danach. und genauso habe ich damals dann auch gemacht. in der sonne liegen, lesen, einschlafen, baden: rätselhaft ist eigentlich nur, warum es nicht immer so ist, sei es am balkon, damals bei der präsidentenwahl, die hitze schon so früh im jahr, die unwirklichkeit der nachrichten, der livestreams am mobiltelefon, damals ein contrapoints -video hörend, damals im so genannten spritz5000trip , die zeitschrift diva e donna lesend, einschlafen in der sonne, storys in halbverstandenem italienisch über mir unbekannte italienische promis weiterträumend, während sich die zeit zerdehnt in ein klebriges etwas, für dessen aggregatszustand wir keine worte haben. we got no place to b

Ich kauf dein Leben. Von Mieze Medusa

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  „Ob man die Lippenstiftspuren von gestern auf der Maske sieht?“ „Ob ein Ruhepuls von 180 kurz-, mittel- oder langfristig ein Problem werden kann?“ „Ob ich im Theaterfundus so ein barockes Kleid mit Reifrock kaufen soll, damit beim Warten aufs Zahlenkönnen im Supermarkt das Abstandshalten nicht mehr eine Frage der Höflichkeit oder die Verleihung eines Darwin Awards wird?“ „Ob es mir was sagen soll, dass es auf Alkohol grad Mengenrabatt gibt, als gäb's kein Morgen mehr?" „Ob mir das sagen will, es gibt kein Morgen mehr?“ „Ob ich mir einen regenbogenfarbenen Stimmungsaufheller ins Zwerchfell einsaugen soll, weil: Der Gesellschaftliche Konsens ist grad: Wie, du als Mutter schaffst es nicht, neben dem bisschen Home Office und Haushalt auch noch den Unterricht der Kinder zu schaukeln, also wenn es unbedingt sein muss, ist es schon okay, wenn sie tageweise ihr Kind in Betreuungseinrichtungen bringt und bei der Gefahr von häuslicher Gewalt können wir schon was machen, vor alle