Nackter Mann mit Frettchen an der Leine. Von Linda Wallner-Topf

Foto: Volker Weihbold

Ohne Abstand, sogar nackt in großen Rudeln zusammen sein?! Geht das? Ja, das ging. Vor zwanzig Jahren durfte ich Teil und Augenzeugin einer – nennen wir es mal besonderen Freizeitaktivität – werden, die ich jetzt NUR und AUSSCHLIESSLICH deshalb vermisse, weil ich in der Quarantänehochburg sitze. Dritter Stock, zwölf Tage ohne Ausgang.

Die Erinnerung, die im Übrigen bloß konstruiert ist, spuckt mir einen inneren Farbfilm aus, der unspektakulär beginnt. Spielbuseinsatz an einem Samstag im Sommer. Sagen wir Juli. Ein Kollege und ich steuern das große Gefährt in Richtung Alkoven. Das heutige Ziel: ein kleiner Privatsee in einem FKK-Areal. Das jährliche Sommerfest soll auch den Kindern in dieser Anlage ein Highlight sein. Nackt sein können sie eh schon die restlichen 364 Tage. Heute also nackt mit Hüpfburg.

Einchecken wie immer: Hallo, hier wären wir!

Etwas irritiert von so viel Nacktheit im Café, im Shop, im Gemeinschaftsbereich. Gänzlich unbekleidet am Fahrrad? Also Schuhe sind schon übergezogen. Hier völlig normal. Außer für uns. Nackter Mann mit Frettchen an der Leine? Nein, ich brauche keine Brille.

Grölende Kinder auf der Hüpfburg. Schön wie immer, diesmal alle – Bingo – ohne Kleidung. Gefühlt 50 Kinder möchten einen Löwen oder Tiger ins Gesicht gemalt bekommen. Eh auch wie immer ... nur eben ... genau!

Nach drei Stunden ist die Gaudi wieder vorüber. Wir beginnen zu packen. Luft rauslassen, Hüpfburg falten und einrollen. Bloß, das Ding hat ein paar Hundert Kilo. Wir brauchen Hilfe von starken Menschen vor Ort. Sofort sind einige da – sehr hilfsbereit. Wir weisen sie an: Bitte hier mit vollem Gewicht drauftreten, genau, wir rollen dann. Ähm, zu spät die Erkenntnis, dass diese Arbeitsaufteilung heute folgende Konsequenz hat. Wir rollen kniend auf allen Vieren. Vor uns erwachsene, kräftige Männer, deren P..... genau auf Augenhöhe vor uns hin und her schwingen.

Irgendwann ist das Ding im Bus verladen, ich schwitze etwas mehr als sonst.

Wollt ihr noch baden gehen? Nein, danke, wir haben kein Badezeug mit. Braucht ihr eh nicht!! Nein, wirklich nicht, danke.

Wir fahren wieder zurück nach Linz. Lohn sind 500 Schilling. Danke für den Auftrag!


Linda Wallner-Topf ist Supervisorin, Trainerin und Coach. Sie lebt und arbeitet in Linz, bloggt, wenn sie sich ‚Gedanken übers Menschsein’ macht: www.wallner-topf.com

Als Rechnungsprüferin der Original Linzer Worte prüft sie gewissenhaft, ob Präsidentin Meindl und die Herren Ingenieuren Buttinger und Monet, die angegebenen Spesen auch sinnvoll verwenden.

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